Zwischen Konflikt und Kalkül : Die "nationale Frage" in Kasachstan


Peter, Rolf



URL: http://fkks.uni-mannheim.de/publikationen/fkks20.p...
Dokumenttyp: Arbeitspapier
Erscheinungsjahr: 1999
Titel einer Zeitschrift oder einer Reihe: Untersuchungen des FKKS
Band/Volume: 20
Ort der Veröffentlichung: Mannheim
ISSN: 0947-1359
Sprache der Veröffentlichung: Deutsch
Einrichtung: Fakultät für Sozialwissenschaften > Pol Wiss u Zeitgeschichte (N. N.)
Außerfakultäre Einrichtungen > MZES - Arbeitsbereich B
Fachgebiet: 320 Politik
Normierte Schlagwörter (SWD): Osteuropa , Konflikt
Abstract: Obwohl sich ethnisch begründete Konflikte in ganz Osteuropa als besondere Gefahr für den Frieden und den erfolgreichen postkommunistischen Systemwechsel erwiesen haben, ist die Wahrnehmung falsch, ethnische Vielfalt in den Transformationsstaaten stelle per se eine Kon-fliktursache dar. Ausgehend von dieser These untersucht die vorliegende Studie am Beispiel der Republik Kasachstan, warum die vielfach prognostizierte Eskalation ethnopolitischer Konflikte dort bislang ausblieb und welche Faktoren für die relativ stabile ethnopolitische Situation im Land verantwortlich sind. Als erstes, allgemein formuliertes Ergebnis kann festgehalten werden, daß das Bild der ethno-politischen Situation in Kasachstan, das sowohl in vielen westlichen als auch in den Darstel-lungen aus dem russischsprachigen Raum vorherrscht, zu undifferenziert bleibt. Die Analysen beschränken sich meist auf eine Gegenüberstellung ethnischer Kategorien, ohne jedoch die Bedeutung von Ethnizität im Kontext der spezifischen gesellschaftlichen und politischen Si-tuation Kasachstans zu hinterfragen. Die falsche Vorstellung von Ethnien als homogenen Identitäts-, Interessen- und Handlungsgemeinschaften führt zu der reduktionistischen Schluß-folgerung, ethnische Heterogenität sei mit einer Unvereinbarkeit von Werten und Interessen gleichzusetzen. Die Ethnien in Kasachstan stellen jedoch keineswegs monolithische Blöcke dar, die auf der Grundlage einer gemeinsamen kulturellen Identität als einheitliche gesell-schaftliche Akteure auftreten. Sowohl hinsichtlich der Relevanz als auch des Inhalts der ethni-schen Selbstdefinition bestehen teilweise erhebliche Unterschiede, was die Umdeutung von Ethnizität in politisch relevante, ethnonationale Interessen erschwert.




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