Integration in Europa wird heute vor allem als ein von Brüssel ausgehender und auf Brüssel konzentrierter Prozeß verstanden. Folglich wird multilaterale Kooperation zwischen den ostmitteleuropäischen Staaten mit Europaabkommen unterstützt. Diese Kooperation wird als hilfreich für die Anpassung an die Normen der Europäischen Union und der Nordatlantischen Vertragsgemeinschaft betrachtet. Demgegenüber steht auf Moskau ausgerichtete Zusammenarbeit in der Regel unter dem Verdikt des Antagonismus zur westlichen Staatengemeinschaft. Diese Wahrnehmung verweist auf die Existenz einer "strukturellen Integrationskonkurrenz" zwischen Brüssel und Moskau, die angesichts der politischen und wirtschaftlichen Krise in Rußland derzeit nur einen asymmetrischen Charakter haben kann. Gleichwohl existiert die ernstzunehmende Gefahr, daß im Zuge der partiellen Erweiterung von EU und NATO neue Grenzen und Zusammenschlüsse in Europa entstehen, die zur Entstehung eines neuartigen Ost-West-Konflikts führen können. Angesichts derartiger Entwicklungsmöglichkeiten scheint es notwendig, die Perspektive der zwischen Brüssel und Moskau gelegenen Staaten sowie ihre Motive für eine - reale oder simulierte - Integration mit Rußland verstärkt in die westlichen Überlegungen einzubeziehen.
Dieser Eintrag ist Teil der Universitätsbibliographie.