Politische Kultur in Belarus : Eine Rekonstruktion der Entwicklung vom Großfürstentum Litauen zum Lukaschenko-Regime


Bugrova, Irina



URL: https://web.archive.org/web/20210127111705/http://...
Dokumenttyp: Arbeitspapier
Erscheinungsjahr: 1998
Titel einer Zeitschrift oder einer Reihe: Untersuchungen des FKKS
Band/Volume: 18
Ort der Veröffentlichung: Mannheim
Verlag: Univ.
ISSN: 0947-1359
Sprache der Veröffentlichung: Deutsch
Einrichtung: Fakultät für Sozialwissenschaften > Pol Wiss u Zeitgeschichte (N. N.)
Fachgebiet: 320 Politik
Normierte Schlagwörter (SWD): Konflikt , Kooperation , Osteuropa
Abstract: Institutionelle Traditionen sowie über Generationen weitergetragene Werte und Verhaltenskodexe sind häufig von zentraler Bedeutung für den Verlauf von Transformationsprozessen. Ausgehend von dieser These untersucht die vorliegende Studie, welche Formen von Staatlichkeit auf belarussischem Territorium seit dem Großfürstentum Litauen existiert haben. Gleichzeitig versucht sie insbesondere durch die Analyse von Siedlungsstruktur und Konfessionsgeschichte zu bestimmen, wie sich die wichtigsten Momente der belarussischen Mentalität im Laufe der Jahrhunderte herausgebildet haben und welchem Wandel sie dabei unterworfen waren.||Aus Sicht der Autorin ist die belarussische Entwicklung vor allem durch folgende Merkmale gekennzeichnet:||- Identifikation vorrangig auf lokaler Ebene, bedingt durch die vorherrschende abgeschiedene Lebensweise in Dorfverbänden und die unzureichenden staatlichen Sicherheitsgarantien;|- Konfliktvermeidung als ein dominanter Wert infolge der während zahlreicher Kriege und Repressionen verinnerlichten Vernichtungserfahrungen;|- Favorisierung unionistischer bzw. föderativer Staatsformen aufgrund der häufig wechselnden staatlichen Zugehörigkeit;|- Überschneidung und Konkurrenz west- und osteuropäischer Einflüsse, die durch die jeweilige Vorherrschaft Polens oder Rußlands symbolisiert werden und sich besonders deutlich in dem Verhältnis von katholischer und orthodoxer Kirche sowie der Bildung der unierten Kirche zeigen.| |Obwohl sich in dieser Konkurrenz letztlich die russisch-orthodoxe Variante einer patriarchalischen Untertanenkultur durchsetzte, blieb die westlich-katholische bzw. unierte Variante einer aktivistischen Bürgerkultur in latenter Form stets präsent. Die belarussische politische Kultur zeichnet sich daher durch Ambivalenz aus: Für sie ist der Dualismus gegensätzlicher kultureller Projekte ebenso charakteristisch wie ein ausgeprägtes Harmoniestreben.




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