Wer nach leichter Lektüre sucht, um auf unterhaltsame Art etwas über das Innenleben der Gemeinschaft zu erfahren, der greife zu einer der zahlreichen Studien über Lobbying in der Agrarpolitik. In den ersten Jahrzehnten der Gemeinschaftsbildung war dies das von der politikwissenschaftlichen Interessenforschung am besten beackerte Feld. Schließlich war bis weit in die siebziger Jahre hinein europäische Politik gleichzusetzen mit Landwirtschaftspolitik. Nur diese hat über die Regulierung der Märkte, die Festsetzung von Preisen und direkte finanzielle Zuwendungen ganz weitgehend und unmittelbar die Lebenschancen eines Teils der Bevölkerung bestimmt. (vgl. Rieger, in diesem Band). So war zu erwarten, daß die Interessen der Landwirte bestens organisiert und präsent sein würden. In der Tat haben sich die einzelnen nationalen Verbände sehr früh zu einer europäischen Verbandsföderation zusammengeschlossen1. Ihre Sichtbarkeit in der europäischen Politik — unterstrichen durch medienwirksame Aktivitäten — und eine Agrarpolitik, die ganz offenkundig auf Kosten der Verbraucher gemacht wurde — hohe Preise, Überproduktion und Mittelverschwendung bei der Vermarktung bzw. Vernichtung landwirtschaftlicher Produkte — machte sie zum beliebtesten Beispiel europäischer „Verbandsmacht“.
Dieser Eintrag ist Teil der Universitätsbibliographie.