Was macht Menschen zu dem, was sie sind? Der Glaube an sozialen Determinismus als essentialistische Laientheorie in der sozialen Informationsverarbeitung


Rangel, Ulrike


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URL: https://madoc.bib.uni-mannheim.de/2583
URN: urn:nbn:de:bsz:180-madoc-25831
Dokumenttyp: Dissertation
Erscheinungsjahr: 2009
Titel einer Zeitschrift oder einer Reihe: None
Ort der Veröffentlichung: Mannheim
Hochschule: Universität Mannheim
Gutachter: Bless, Herbert
Datum der mündl. Prüfung: 17 September 2009
Sprache der Veröffentlichung: Deutsch
Einrichtung: Fakultät für Sozialwissenschaften > Mikrosoziologie u. Sozialpsychologie (Bless 1999-)
Fachgebiet: 150 Psychologie
Normierte Schlagwörter (SWD): Essentialismus , Alltagstheorie , Stereotypisierung , Vorurteil
Freie Schlagwörter (Deutsch): essentialistische Laientheorien, Glaube an sozialen Determinismus, Glaube an genetischen Determinismus, motivierte soziale Kognition
Freie Schlagwörter (Englisch): essentialist lay theories, belief in social determinism, belief in genetic determinism, motivated social cognition
Abstract: Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, wie Individuen dabei vorgehen, wenn sie erklären, was Menschen zu dem macht, was sie sind. Vergangene Forschungsarbeiten zeigen, dass Individuen dazu tendieren, die sichtbaren oder zugeschriebenen Eigenschaften eines Gegenübers durch den Bezug auf Faktoren zu erklären, die fest innerhalb dieser Person verankert sind. Sie beziehen sich dabei häufig auf eine Essenz oder zugrunde liegende Wesensart, welche als ursächlich für diese Eigenschaften betrachtet wird. Diese generelle Tendenz wird psychologischer Essentialismus genannt. Essentialistisches Denken ist mit bedeutsamen Konsequenzen in Verbindung gebracht worden – wie einer Tendenz zu Stereotypen, zur Rechtfertigung sozialer Ungleichheit und zu Vorurteilen gegenüber Mitgliedern sozialer Gruppen. Das Konstrukt als solches ist bislang jedoch nicht präzise definiert worden. Zudem wurde oft implizit angenommen, dass essentialistisches Denken ausschließlich auf einem Glauben an genetischen Determinismus beruht. Diese Arbeit geht aus von einer expliziten Konzeptualisierung von essentialistischen Laientheorien als Erklärungen dafür, was Menschen zu dem macht, was sie sind. Als zentrale These wird vorgeschlagen, dass sich Personen auf unterschiedliche Konzepte beziehen, wenn sie die Eigenschaften von Anderen erklären und dass sie dabei häufig auf eine soziale Variante einer essentialistischen Laientheorie Bezug nehmen: den Glauben an sozialen Determinismus. Diese Laientheorie beinhaltet die Überzeugung, dass soziale Einflussfaktoren – wie die Sozialisation, Erziehung, soziale und kulturelle Herkunft – die fundamentale Wesensart einer Person nachhaltig prägen. Ein erstes Ziel der vorliegenden Arbeit ist es demnach nachzuweisen, dass der Glaube an sozialen Determinismus als essentialistische Laientheorie gelten kann und dass diese Laientheorie komplementär zum bislang ausschließlich untersuchten Glauben an genetischen Determinismus ist. Zudem soll gezeigt werden, dass die Akzeptanz sozial-deterministischer Überzeugungen mit bedeutsamen Konsequenzen in der sozialen Informationsverarbeitung verknüpft ist – beispielsweise einer Tendenz zu Vorurteilen und Stereotypisierung. Ein zweites Ziel der Arbeit ist die Untersuchung der Frage, weshalb essentialistisches Denken eine weit verbreitete Tendenz in der sozialen Informationsverarbeitung darstellt. Ausgehend von der These, dass essentialistisches Denken im Bereich der motivierten sozialen Kognition verortet werden kann, wird vorgeschlagen, dass essentialistische Laientheorien zum Teil deshalb angewendet werden, weil sie fundamentale sozial-kognitive Motive (d.h. epistemische, ideologische und existenzielle Bedürfnisse) befriedigen können. Die Ergebnisse aus fünf korrelativen Studien und zwei Experimenten stehen insgesamt im Einklang mit diesen zentralen Thesen der Arbeit. Abschließend werden die Ergebnisse im Hinblick die eingangs formulierten Fragestellungen der Arbeit evaluiert und Implikationen und Einschränkungen der berichteten Studien diskutiert.
Übersetzter Titel: What makes people who they are? Belief in social determinism as an essentialist lay theory in social information processing (Englisch)
Übersetzung des Abstracts: The central objective of the present work is to examine how individuals explain what makes people who they are. In search of explanations for the observable or ascribed personal characteristics of others, individuals generally tend to focus on explanatory factors which are rooted deeply inside a person: They refer to an essence or underlying nature, which is held accountable for these personal characteristics. This general tendency has been termed psychological essentialism. Essentialist thinking has been linked with important consequences like stereotyping tendencies, the justification of social inequality, and prejudice against members of certain social groups. However, so far the construct as such has suffered from imprecise conceptualization. Moreover, it has often been assumed implicitly that essentialist thinking is based exclusively on a belief in genetic determinism. The starting point of this thesis is an explicit conceptualization of essentialist lay-theories as explanations for what makes people who they are. The central tenet holds that individuals refer to different concepts when explaining the characteristics of others and that reference to a social form of essentialist lay-theorizing, the belief in social determinism, is widespread. Belief in social determinism implies the conviction that social factors – e.g. socialization, upbringing, social and cultural origin – permanently and deeply shape the fundamental nature of persons. A first aim of the present work is therefore to establish that belief in social determinism constitutes an essentialist lay-theory and that this lay-belief is complementary to belief in genetic determinism, which has so far been the exclusive focus of research. Moreover, the aim is to demonstrate that endorsement of belief in social determinism is associated with important consequences in social information processing, like stereotyping tendencies and prejudice. A second aim of this thesis is to examine why essentialist thinking constitutes a widespread tendency in social information processing. Based upon the assumption that essentialist thinking can be understood as a case of motivated social cognition, it is proposed that essentialist lay-theories are applied in part because they satisfy basic social-cognitive motives (i.e. epistemic, ideological, and existential needs). The results of five correlational and two experimental studies provide evidence for the central tenets of the thesis. The work concludes with an evaluation of the results with regard to the central research questions and a discussion of implications and shortcomings of the reported studies. (Englisch)
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