Orientierungen Jugendlicher aus Armutsverhältnissen auf politische Partizipation und ihre Bedeutung für Demokratiebildungsarbeit
Yendell, Oscar
Dokumenttyp:
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Präsentation auf Konferenz
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Erscheinungsjahr:
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2022
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Veranstaltungstitel:
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DGfE-Kongress 2022 Ent | grenz | ungen
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Veranstaltungsort:
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Online
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Veranstaltungsdatum:
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13.-16.03.2022
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Sprache der Veröffentlichung:
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Deutsch
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Einrichtung:
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Fakultät für Sozialwissenschaften > Unterrichtsqualität in heterogenen Kontexten (Juniorprofessur) (Karst 2016-2022)
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Fachgebiet:
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300 Sozialwissenschaften, Soziologie, Anthropologie 360 Soziale Probleme, Sozialarbeit 370 Erziehung, Schul- und Bildungswesen
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Freie Schlagwörter (Deutsch):
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Partizipation , Politik , Politische Partizipation , Armut , Jugendliche , Demokratiebildung , Schule , Freizeitstätten
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Abstract:
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Studien zeigen, dass Jugendliche aus Armutsverhältnissen seltener an institutionalisierten politischen Prozessen partizipieren. Dem begegnend werden oftmals Hoffnungen an politische Bildungsformate formuliert, die Partizipationsinteresse und relevante Kompetenzen ausbilden sollen. Selten werden dabei die subjektiven Orientierungen der Bildungsadressierten einbezogen. Diesem Desiderat wurde im Rahmen einer Forschungsarbeit begegnet, in welcher vier Jugendliche aus Armutsverhältnissen ihre Orientierungen auf Politik in qualitativen Interviews beschreiben konnten. Dabei bezogen sie sich auch auf Freizeitstätten, Schulen, Peergroups und ihre Familien als politische Sozialisationsinstanzen.
Die Jugendlichen beschreiben Freizeitstätten, entgegen der Schule, zwar als Räume demokratischer Erfahrungen, politische Partizipation verstehen sie jedoch als eine Praxis, die in begrenzten und politisch-etablierten Strukturen stattfindet. Dieses Verständnis basiert auf einer institutionsfixierten Vorstellung von Politik, welche sie in Freizeitstätten und Schule vermittelt bekommen und wodurch auch die Praxen der Jugendlichen innerhalb ihrer Peergroups und Familien entpolitisiert werden. Trotz ihres demokratischen Engagements, mit dem sie auf gesellschaftliche Zustände reagieren, verstehen sich die Jugendlichen daher als unpolitisch, sofern sie keinen Zugriff auf etablierte politische Institutionen haben. Gleichzeitig wird den Jugendlichen in Schule und Freizeitstätten vermittelt, dass für den Eintritt in diese begrenzten politischen Prozesse, Fachwissen und soziale Kontakte vorausgesetzt werden. Unter Bezugnahme auf Pierre Bourdieu und Helmut Bremer lassen sich so Selbstausschlüsse der Jugendlichen rekonstruieren, die als Folge erlebter Delegitimierungen der eigenen Praxen zu verstehen sind. Diese Delegitimierungen verweisen nicht direkt auf die ökonomische Armut, sondern vielmehr auf fehlende soziale und kulturelle Kapitalformen, welche jedoch in einem stetigen Austausch mit dem ökonomischen Kapital stehen. Schlussendlich wird so der armutsbedingte Fremdausschluss verschleiert.
Diese Erkenntnisse speisen zudem den Diskurs zwischen einer fachlich politischen Bildung und der Demokratiepädagogik, die auf John Dewey zurückgeht. Sie offenbaren den Bedarf nach einer demokratiepädagogischen Arbeit, die keine Grenze zwischen demokratischem und politischem Engagement konstruiert, sondern das bestehende Engagement der Jugendlichen mit einbezieht, sie dadurch als politisch handelnde Subjekte versteht und einen legitimierenden Charakter aufweist. Dazu gehört, vermeintlich unpolitische Freizeitstätten und Schulen als politische Orte zu verstehen. Zugleich zeigt sich für die demokratiepädagogische Arbeit der Bedarf nach einer immanenten Machtkritik, die bestehende Grenzen der Teilhabe an institutionalisierten Strukturen thematisiert und die dort mangelnde Teilhabe der Jugendlichen nicht individualisiert, sondern den Grenzziehungen dieser Strukturen zuschreibt.
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