Kulturelle Stereotype und individuelle Differenzkonstruktionen angehender Lehrkräfte in Bezug auf unterschiedliche Armutsformen
Yendell, Oscar
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Claus, Carolina
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Bonefeld, Meike
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Karst, Karina
Dokumenttyp:
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Präsentation auf Konferenz
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Erscheinungsjahr:
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2023
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Veranstaltungstitel:
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GEBF-Tagung 2023, 10. Jahrestagung der Gesellschaft für Empirische Bildungsforschung "Bildung zwischen Unsicherheit und Evidenz"
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Veranstaltungsort:
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Essen, Germany
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Veranstaltungsdatum:
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28.02.-02.03.2023
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Verwandte URLs:
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Sprache der Veröffentlichung:
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Deutsch
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Einrichtung:
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Fakultät für Sozialwissenschaften > Unterrichtsqualität in heterogenen Kontexten (Juniorprofessur) (Karst 2016-2022)
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Fachgebiet:
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150 Psychologie 300 Sozialwissenschaften, Soziologie, Anthropologie 370 Erziehung, Schul- und Bildungswesen
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Abstract:
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Tertiäre Herkunftseffekte werden neben primären und sekundären Herkunftseffekten herangezogen, um Mechanismen zur Entstehung von Bildungsungleichheit aufzudecken (Esser, 2016). Dabei wird das Handeln von (angehenden) Lehrkräften fokussiert sowie mögliche zugrundeliegende Stereotype, die als generalisierte Überzeugungen über soziale Gruppen verstanden werden (Eagly & Chaiken, 1993). Stereotype können in kulturell geteilte und individuelle Stereotype unterschieden werden (Eagly & Mladinic, 1989). Bisherige Studien zu Stereotypen von (angehenden) Lehrkräften auf die soziale Herkunft, fokussieren auf den sozioökonomischen Status (SES). In diesen Studien wird gezeigt, dass Schüler*innen eines niedrigen SES unter anderem im Hinblick auf Intelligenz, Ehrgeiz, und Arbeitsweise defizitärer eingeschätzt werden als Schüler*innen höherer SES (Dunkake & Schuchart, 2015; Tobisch & Dresel, 2020). Zugleich verweisen negative Stereotype auf negativ verzerrte Leistungserwartungen (Lorenz et al., 2016; Tobisch & Dresel, 2017). Perspektiven auf verschiedene Formen niedriger SES-Herkünfte bleiben aus. Dabei zeigen außerschulische Studien, dass Einkommensarme und Transferleistungsempfangende (bspw. „Hartz-4“) als Archetyp für negative Stereotype gelten (Asbrock, 2010; Cuddy et al., 2007) und Transferleistungsempfangende inkompetenter eingeschätzt werden als Einkommensarme (Suomi et al., 2020).
Fragestellung
In einer quantitativen Teilstudie wird untersucht, inwiefern sich Menge, Valenz und Inhalt wahrgenommener kultureller Stereotype von angehenden Lehrkräften bezogen auf Einkommensarme und Transferleistungsbeziehende unterscheiden. In einer qualitativen Teilstudie wird untersucht, ob und inwiefern angehende Lehrkräfte zwischen beiden Gruppen Differenzen auf Basis individueller Stereotype konstruieren (West & Fenstermaker, 1995). Übergreifend wird untersucht, wie kulturelle Stereotype individuell perzipiert werden.
Methode
Die Studie ist als konvergierende Mixed-Methods-Studie mit unterschiedlichen Samples angelegt (Creswell & Plano Clark, 2011). In der quantitativen Teilstudie nannten angehende Lehrkräfte (N=196) mittels offener Produktionsaufgabe kulturelle Stereotype jeweils für Einkommensarme und für Transferleistungsbeziehende. Diese wurden von zwei Ratern zu induktiv gebildeten Inhaltskategorien (Brennans-Prediger Kappa = 0.82) und negativen, neutralen sowie positiven Valenzen (Brennans-Prediger Kappa = 0.88) zugeordnet. Abschließend wurde eine mehrfaktorielle ANOVA mit Messwiederholung berechnet. Für die qualitative Teilstudie wurden problemzentrierte Interviews geführt (N=10) und nach der Grounded Theory ausgewertet (Corbin & Strauss, 1990; Witzel, 2000).
Ergebnisse
In der quantitativen Studie wird gezeigt, dass angehende Lehrkräfte mehr kulturelle Stereotype in Bezug auf Transferleistungsbeziehende als auf Einkommensarme nennen, F(1, 195) = 11,27, p < .001, η2 = .06. Als Interaktionseffekt zeigt sich, dass mehr negative sowie weniger neutrale und positive kulturelle Stereotype gegenüber Transferleistungsbeziehenden als gegenüber Einkommensarmen geäußert werden, F(1.27, 248.23) = 56.1, p < .001, η2 = .22. Für den Interaktionseffekt zwischen Gruppe, Valenz und Inhaltskategorie (F(9.16, 1786.81) = 23.42, p < .001, η2 = .11) wurden Bonferroni-korrigierte paarweise Vergleiche gerechnet (α = .05). Hier wird gezeigt, dass insbesondere bei individuellen Eigenschaften, signifikant mehr negative Stereotype gegenüber Transferleistungsempfangenden genannt werden als gegenüber Einkommensarmen (bspw. Leistungsbereitschaft und Verantwortungsbewusstsein).
In der qualitative Studie sehen alle Interviewten Transferleistungsempfangende öffentlich negativer konnotiert als Einkommensarme. Diese negative Konnotation bezieht sich auf (vermeintlich) individuelles Versagen (bspw. Faulheit). Einkommensarme sind in der Öffentlichkeit weniger sichtbar. Angehende Lehrkräfte, die dieser Konnotation folgen, differenzieren zwischen beiden Gruppen ursachenorientiert, indem sie Transferleistungsbeziehenden ein individuelles Versagen zuschreiben und bei Einkommensarmen auf strukturelles Versagen verweisen (bspw. politisches Versagen). Angehende Lehrkräfte mit persönlichem Kontakt zu Transferleistungsbeziehenden, folgen dieser ursachenorientierten Differenzierung nicht. Sie differenzieren auf beschreibender Ebene, indem sie Transferleistungsempfangende durch (vermeintliche) Arbeitslosigkeit und der Abhängigkeit von Transferleistungen desintegrierter als Einkommensarme beschreiben.
Übergreifend zeigt sich, dass negativere kulturelle Stereotype in Bezug auf die individuellen Eigenschaften von Transferleistungsempfänger*innen überwiegend die interviewten angehenden Lehrkräfte beeinflussen, die keinen Kontakt zu Transferleistungsbeziehenden haben. Sie können den negativen kulturellen Stereotypen durch fehlende persönliche Erfahrungen und fehlendes professionelles Wissen nichts entgegensetzen. Die Ergebnisse werden bezüglich weiterer Studienbedarfe diskutiert, die nicht mehr auf den niedrigen SES als Gesamtkonstrukt, sondern auf unterschiedliche niedrige SES-Herkünfte fokussieren und dabei mögliche Leistungserwartungseffekte, Bewertungseffekte sowie Attributionsprozesse untersuchen.
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Yendell, Oscar
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Claus, Carolina
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Bonefeld, Meike
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Karst, Karina
Google Scholar:
Yendell, Oscar
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ORCID:
Yendell, Oscar ORCID: 0000-0001-9432-0328 ; Claus, Carolina ; Bonefeld, Meike ORCID: 0000-0003-1940-2301 ; Karst, Karina ORCID: 0000-0001-9976-6265
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