Kulturelle Diversität und die Leseleistung von Schüler:innen Diversitätsbezogene Lehrkrafteinstellung als Moderator
Thielmann, Merle-Sophie
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Fehringer, Benedict C. O. F.
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Karst, Karina
URL:
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https://www.researchgate.net/publication/359577404...
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Dokumenttyp:
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Präsentation auf Konferenz
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Erscheinungsjahr:
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2022
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Veranstaltungstitel:
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GEBF-Tagung 2022, 9. Jahrestagung der Gesellschaft für Empirische Bildungsforschung "Alles auf Anfang? - Bildung im digitalen Wandel"
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Veranstaltungsort:
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Online
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Veranstaltungsdatum:
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09.-11.03.2022
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Verwandte URLs:
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Sprache der Veröffentlichung:
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Deutsch
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Einrichtung:
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Fakultät für Sozialwissenschaften > Unterrichtsqualität in heterogenen Kontexten (Karst 2023-)
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Fachgebiet:
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370 Erziehung, Schul- und Bildungswesen
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Freie Schlagwörter (Deutsch):
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Kulturelle Vielfalt , Schülerleistung , Heterogenität
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Abstract:
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In den letzten zehn Jahren ist der Anteil an Schüler:innen mit Migrationshintergrund um knapp 10% gestiegen (Statistisches Bundesamt, 2017; Statistisches Bundesamt, 2020). Für die Gestaltung von Lernumgebungen, aber auch systemische Entscheidungen wie die Zusammenstellung von Schulklassen wird daher Wissen über die Effekte kultureller Diversität auf Schulleistung zunehmend relevanter. Empirisch zeigen sich hierzu gemischte Befunde, was auch auf eine uneinheitliche Operationalisierung kultureller Diversität zurückführbar ist: Während der Migrationsanteil innerhalb einer Klasse überwiegend negative Zusammenhänge zu Schülerleistung aufweist (Mickelson et al., 2020), zeigen komplexere Diversitätsindizes wie Shannon's H und Simpson's D, welche die Heterogenität kultureller Hintergründe in einer Klase adäquater abbilden, überwiegend schwach positive Effekte auf Schulleistung (Braster & Dronkers, 2015). Diese werden auf ein höheres Zugehörigkeitsgefühl in kulturell diverseren Klassen, aber auch auf die positive Wirkung der Auseinandersetzung mit divergierenden Erfahrungen und (kulturellen) Sichtweisen zuückgeführt (Rjosk et al., 2017). Die vorliegende Studie untersucht im Rahmen einer offenen Forschungsfrage den Effekt kultureller Diversität auf die Leseleistung von Schüler:innen unter Verwendung verschiedener Diversitätsindikatoren. Kulturelle Diversität stellt zudem an Lehrkräfte besondere Anforderungen, einer heterogeneren Schülerschaft gerecht zu werden (Syring et al., 2019). Eine positive Einstellung gegenüber kultureller Diversität kann in diesem Zusammenhang positiv wirken: Sie geht mit höherer Motivation und Selbstwirksamkeit beim Unterrichten in kulturell heterogenen Klassen einher, sowie mit einer höheren Intention zum Einbezug kultureller Diversität in den Unterricht (Gebauer & McElvany, 2020; Hachfeld et al., 2012). Auf Basis dieser Befunde wird die diversitätsbezogene Einstellung der unterrichtenden Lehrkraft als Moderator des Zusammenhangs zwischen kultureller Diversität und Leseleistung der Schüler:innen vorgeschlagen und untersucht. Als Datenbasis dient ein längsschnittlicher Datensatz aus 67 fünften Klassen an Gymnasien, Real- und Gemeinschaftsschulen in Baden-Württemberg (N = 1614, Migrationsanteil 54%), der im Rahmen einer Interventionsstudie im ersten Schulhalbjahr 2018/19 erhoben wurde. Indikator für die Leseleistung der Schüler:innen ist der Kompetenztest Lernstand 5 zu Beginn und in Parallelversion zu Ende des Halbjahres. Die diversitätsbezogene Lehrkrafteinstellung und demographische Daten wurden zu Beginn des Schuljahres erhoben. Zur Quantifizierung der kulturellen Diversität werden die Anzahl der Herkunftsländer relativ zur Klassengröße (Ncat) sowie Shannon's H verwendet. Der Migrationsanteil wurde als Kontrollvariable einbezogen, um die Effekte kultureller Diversität über den Migrationsanteil hinaus zu untersuchen. Nach einer multiplen Imputation der fehlenden Werte per mice wurden hierarchische Regressionsmodelle mit dem R-Paket lme4 berechnet (van Buuren & Groothuis-Ourdshoorn, 2011; Bates et al., 2015). Auf Individualebene wurde für die Intervention, Migrationshintergrund, kulturelles Kapital, Geschlecht und Eingangsleistung, auf Klassenebene für mittlere Klassenleistung und Schulform kontrolliert. Analog zu bisherigen empirischen Ergebnissen zeigt der Migrationsanteil negative Effekte auf (Lese-)Leistung. Die beiden Diversitätsindikatoren zeigen ohne Kontrolle des Migrationsanteils (marginal) signifikante negative Effekte, jedoch keine signifikanten Effekte über den Migrationsanteil hinaus. Die Untersuchung des vermuteten Moderationseffektes zeig weder einen signifikanten Haupteffekt der Lehrkrafteinstellung, noch eine signifikante Interaktion zwischen Lehrkrafteinstellung und kultureller Diversität. Unsere Ergebnisse lassen nicht auf einen direkten Effekt kultureller Diversität auf Leseleistung über den Effekt des Migrationsanteils hinaus schließen. Vermittelnde Mechanismen kultureller Kompositionseffekte stellen daher ein Desiderat zukünftiger Untersuchungen dar. Diese Befunde decken sich mit früheren Beobachtungen, die zwar positive Effekte von Diversität auf Mathematikleistung finden, nicht jedoch auf Leseleistung (Rjosk et al., 2017). Zudem könnte eine Varianzeinschränkung der Diversität für die Befunde verantwortlich sein: Unsere Stichprobe enthielt stark heterogene Klassen, sodass der Effekt der Diversität möglicherweise unterschätzt wurde. Die diversitätsbezogene Lehrkrafteinstellung wurde als Moderator des kulturellen Kompositionseffektes nicht bestätigt.
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