Symposium: Heterogene Lerngruppenzusammensetzung: Quantitative Erfassung und Umgang mit Heterogenität auf Klassen- und Schulebene


Thielmann, Merle-Sophie ; Naumann, Alexander



Dokumenttyp: Präsentation auf Konferenz
Erscheinungsjahr: 2024
Veranstaltungstitel: GEBF-Tagung 2024, 11. Jahrestagung der Gesellschaft für Empirische Bildungs­forschung „Bildung verstehen - Partizipation erreichen - Transfer gestalten"
Veranstaltungsort: Potsdam, Germany
Veranstaltungsdatum: 18.-20.03.2024
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Sprache der Veröffentlichung: Deutsch
Einrichtung: Fakultät für Sozialwissenschaften > Unterrichtsqualität in heterogenen Kontexten (Karst 2023-)
Fachgebiet: 370 Erziehung, Schul- und Bildungswesen
Abstract: Die soziale und kulturelle Heterogenität der Gesellschaft spiegelt sich in der Zusammensetzung von Schulen und Schulklassen wider: Zwischen Schulen zeigt sich eine zunehmende soziokulturelle Segregation, die durch eine Kumulation von Benachteiligungen an einzelnen Schulen negative Effekte individueller sozialer Benachteiligung verstärken kann (Jurczok & Lauterbach, 2014). Befunde aus internationalen Kontexten zeigen, dass sich eine ungünstigere soziale Schulzusammensetzung negativ auf die durchschnittliche SchülerInnenleistung auswirkt (Dumont et al., 2013; van Ewijk & Sleegers, 2010). Dieser Effekt wird zum Teil durch Strukturen und Prozesse auf Schulebene vermittelt (Helbig & Nikolai, 2019). Jedoch deuten aktuelle Befunde aus Rheinland-Pfalz darauf hin, dass sich die Auswirkungen auf SchülerInnenleistung nicht ausschließlich über solche schulischen Prozessmerkmale erklären lassen (Kraus et al., 2021). Die Vermutung liegt nahe, dass die Zusammensetzung der Schülerschaft zusätzlich auf Ebene der Schulklasse als Merkmal der Lernumgebung wirksam wird. Hier zeigen Analysen im aktuellen Bildungsbericht einerseits eine große Bandbreite der mittleren sozioökonomischen und kulturellen Klassenzusammensetzung, andererseits jedoch auch eine hohe Heterogenität der kulturellen und sozialen Hintergründe innerhalb von Schulklassen (AutorInnengruppe Bildungsberichterstattung, 2022). Zahlreiche Untersuchungen zu sogenannten Kompositionseffekten auf Klassenebene zeigen, dass die kulturelle, soziale und leistungsbezogene Klassenzusammensetzung die Leistung von SchülerInnen über Effekte des individuellen Hintergrundes hinaus beeinflusst, Befunde zu Effekten der Heterogenität fallen allerdings gemischt aus (z.B. Dumont et al., 2013). Es wird angenommen, dass die Heterogenität einer Klasse die Interaktionen zwischen SchülerInnen untereinander und ihren Lehrkräften, aber auch die Qualität der Instruktion beeinflussen kann (Rjosk, 2022). Um unter Bedingungen zunehmender Heterogentität in Schulen und Klassen eine gleichberechtigte Bildungsbeteiligung unabhängig vom individuellen Hintergrund der SchülerInnen zu gewährleisten, sind auf beiden Ebenen Ansätze zum Umgang mit einer heterogenen SchülerInnenschaft notwendig. Auf Ebene der Schule gilt es, Strategien zu identifizieren, die eine hohe Prozess- und Ergebnisqualität ermöglichen und es so möglich machen, individuelle und kumulierte Benachteiligungen von SchülerInnen auszugleichen - insbesondere an Schulen in herausfordernden Lagen, die häufig mit einer besonders heterogenen Schülerschaft konfrontiert sind (Bremm et al., 2016). Auch auf Ebene der Einzelklasse erfordert der Umgang mit einer heterogenen SchülerInnenschaft die Identifikation von Strategien, die es erlauben, innerhalb einer heterogenen Klasse SchülerInnen mit unterschiedlichen Lernvoraussetzungen gleichermaßen bestmöglich zu fördern. Hier setzt das Symposium an: Zur Identifikation von Ansatzpunkten für die Förderung von SchülerInnen in heterogenen Klassen auf Ebene der Schule und Schulklasse werden Erkenntnisse zu den Auswirkungen heterogener Lerngruppenzusammensetzung benötigt. Während bisherige Untersuchungen den Fokus zumeist auf einzelne Dimensionen der Heterogenität legen, werden zunehmend die komplexen Interaktionen unterschiedlicher sozialer Zugehörigkeitsdimensionen deutlich (Bellin, 2009), aber wie dargestellt auch die komplexen Auswirkungen der Gruppenzusammensetzung auf den unterschiedlichen Ebenen Schule und Einzelklasse. Für die weitere Untersuchung der Lerngruppenzusammensetzung ist deshalb eine differenziertere Betrachtungsweise und auch Messung von heterogener Gruppenzusammensetzung notwendig. Das vorliegende Symposium widmet sich daher zuerst der Frage, wie die Zusammensetzung von Lerngruppen multidimensional betrachtet und möglichst umfassend quantitativ erfasst werden kann. Der erste Beitrag greift mit dem Konzept der Faultlines auf einen ökonomischen Ansatz zur Messung multidimensionaler Heterogenität zurück. Im zweiten Beitrag wird ein Ansatz zur Messung multidimensionaler Gruppenzusammensetzung aus der Ökologie adaptiert und für die Untersuchung des Kompositionseffektes multidimensionaler Heterogenität auf individuelle Leseleistung verwendet. Anschließend werden konkrete Ansätze auf Schul- und Klassenebene betrachtet, die zum konstruktiven Umgang mit einer heterogenen SchülerInnenschaft beitragen können. Der dritte Beitrag vergleicht unterschiedliche Herangehensweisen an Schulentwicklung von Schulen in sozialräumlich deprivierten Lagen und vergleicht die Auswirkungen unterschiedlicher Schulentwicklungsprofile auf SchülerInnen-Outcomes. Ein vierter Beitrag untersucht mit dem Einsatz metakognitiver Strategien einen Ansatz auf Ebene des Unterrichtsgeschehens, der einen konstruktiven Umgang mit heterogenen Lernvoraussetzungen von SchülerInnen und einen Lernerfolg für SchülerInnen unabhängig von ihrem Vorwissen ermöglicht.




Dieser Eintrag ist Teil der Universitätsbibliographie.




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