Stereotype Attributionen von Lehrkräften auf schlechte Schulleistung von Schüler*innen unterschiedlicher sozioökonomischer Herkünfte – Die Wahrnehmung familiärer Unterstützung
Yendell, Oscar
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Kleen, Hannah
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Bonefeld, Meike
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Karst, Karina
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Dokumenttyp:
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Präsentation auf Konferenz
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Erscheinungsjahr:
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2025
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Veranstaltungstitel:
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GEBF-Tagung 2025, 12. Jahrestagung der Gesellschaft für Empirische Bildungsforschung „Bildung als Schlüssel für gesellschaftliche Herausforderungen: Interdisziplinäre Beiträge aus der Bildungsforschung"
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Veranstaltungsort:
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Mannheim, Germany
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Veranstaltungsdatum:
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27.-29.01.2025
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Verwandte URLs:
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Sprache der Veröffentlichung:
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Deutsch
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Einrichtung:
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Fakultät für Sozialwissenschaften > Unterrichtsqualität in heterogenen Kontexten (Karst 2023-)
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Fachgebiet:
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370 Erziehung, Schul- und Bildungswesen
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Abstract:
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Stereotype können interpersonale Attributionen – verstanden als Ursachenzuschreibung für Leistung – verzerren (Reyna, 2008). (Angehende) Lehrkräfte stereotypisieren Schüler*innen eines niedrigen sozioökonomischen Status (SES) bezüglich Leistungsbereitschaft negativer als Schüler*innen höherer SES (Shevchuk & Glock, 2022). Außerdem werden verschiedene niedrige SES unterschiedlich stereotypisiert, indem Lehramtsstudierende Bürgergeld-Empfangende hinsichtlich Leistungsbereitschaft negativer stereotypisieren als Einkommensarme (Yendell et al., 2023). Entsprechende Stereotype können dazu führen, dass Schüler*innen die Kontrolle für schlechte Schulleistung zugeschrieben wird (Glock & Kleen, 2020). Kontrolle ist eine von drei Attributionsdimensionen und bei schlechter Schulleistung hängt ein kontrollierbarer Attributionsstil von Lehrkräften u.a. mit lehrkraftseitiger Wut zusammen (Wang & Hall, 2018; Weiner, 1985). Lehrkräfte attribuieren schlechte Schulleistungen oftmals auf für Schüler*innen kontrollierbare Gründe, nennen aber auch (unkontrollierbare) familiäre Einflüsse (Wang & Hall, 2018). Eine Studie zeigt, dass Lehramtsstudierende schlechte Schulleistung von Schüler*innen niedriger SES auf unkontrollierbare Ursachen attribuieren, eine Attribution auf Familien wurde jedoch nicht untersucht (Glock & Kleen, 2020). Weitere Studien zeigen defizitäre Lehrkraft-Perspektiven auf Familien niedriger SES, hierbei fehlt jedoch eine Perspektive auf Attributionen (Budde, 2023). Zudem bleibt unklar, ob schlechte Schulleistung bei Schüler*innen unterschiedlicher niedriger SES unterschiedlich attribuiert wird (Yendell et al., 2023).
Daher wird erstens explorativ untersucht, welche Gründe Lehrkräfte für schlechte Schulleistungen in Abhängigkeit des Schüler-SES nennen und zweitens, ob sich der Attributionsstil auf der Dimension Kontrolle unterscheidet. Hierfür werden Unterschiedshypothesen formuliert:
• Der Attributionsstil auf der Dimension Kontrolle unterscheidet sich je nach SES des Schülers (niedriger vs. mittlerer SES).
• Der Attributionsstil auf der Dimension Kontrolle unterscheidet sich je nach niedrigem SES des Schülers (Bürgergeldbezug vs. Einkommensarmut).
Drei Vignetten beschrieben identisch die schlechte Schulleistung eines Schülers unterschiedlicher SES: Eltern als Bürgergeldempfänger*innen (niedriger SES), Reinigungskräfte (niedriger SES) oder Verwaltungsmitarbeitende (mittlerer SES). An der Online-Studie (Between-Subjects-Design) nahmen 149 Lehrkräfte (17 Sekundarschulen) des Projekts „Schule macht stark“ teil (Maaz & Marx, 2024). Sie notierten fünf Gründe, wählten den wichtigsten Grund und füllten dazu Skalen zur Kontrolle des Schülers (Ω = .7) und anderer Personen (Ω = .8) aus (McAuley et al., 1992). Alle Gründe wurden durch zwei Rater*innen in elf induktive Kategorien (u.a. „Förderbedarfe“, „Schulbezogene Kompetenzen“, „innerfamiliäre Probleme“) kodiert (kappa = .91) und mittels MANOVA analysiert (Coe & Scacco, 2017). Zur Analyse des wichtigsten Grundes wurden vier Oberkategorien (Familienbezogene, Schüler*innenbezogene, Schulbezogene, Systembezogene Attribution) gebildet, die mittels Chi-Quadrat-Test und Odds Ratio analysiert wurden. Die Angaben auf den Items zur Kontrolle wurden mittels MANOVA analysiert.
In der Angabe der Gründe sowie auf der Dimension der Kontrolle wurden zwischen den niedrigen SES keine Unterschiede gezeigt. Die MANOVA bezüglich der Gründe zeigte, dass Lehrkräfte je nach Schüler-SES bestimmte Gründe unterschiedlich häufig nannten, F(22, 272) = 3.04, p < .001, partielles η² = .2, Wilk’s Λ = .64. Post-Hoc-ANOVAs und Games-Howell-Tests zeigten, dass Lehrkräfte bei den Experimentalbedingungen mit niedrigem SES signifikant mehr Gründe in den Kategorien „Familiäres schulbezogenes Verhalten“ und „Externe Rahmenbedingungen“ nannten, während sie beim Schüler mit mittlerem SES signifikant mehr Gründe in den Kategorien „Unpassender Unterricht“ und „Pubertätsbedingte Einflüsse“ angaben. Bei der Angabe zum wichtigsten Grund wurde lediglich der Chi-Quadrat-Test zur „Familienbezogenen Attribution“ signifikant, χ²(2) = 7.02, p = .03, φ = .3. Odds Ratio zeigte, dass die Chance einer familienbezogenen Attribution gegenüber dem transferleistungsbeziehenden Schüler 3.38-mal (Einkommensarm: 3.01) größer war als beim Schüler des mittleren SES. Die MANOVA zu den Kontrolle-Skalen zeigte einen signifikanten Unterschied zwischen den Experimentalbedingungen, F(4, 290) = 4.43, p = .002, partielles η² = .06, Wilk’s Λ = .89. Nachfolgende ANOVAs und Games-Howell-Tests zeigten, dass Lehrkräfte bei den niedrigen SES-Bedingungen eine signifikant höhere Kontrolle durch andere Personen angaben, als beim mittleren Schüler-SES. Insgesamt wurde schlechte Schulleistung beim Schüler der niedrigen SES-Bedingungen stärker auf familiäre Gründe attribuiert als beim Schüler des mittleren SES. Entsprechend wird diskutiert, wie dies die Zusammenarbeit mit Familien beeinflussen kann.
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Yendell, Oscar ORCID: 0000-0001-9432-0328 ; Kleen, Hannah ; Bonefeld, Meike ORCID: 0000-0003-1940-2301 ; Karst, Karina ORCID: 0000-0001-9976-6265
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