Sensibilisierung zukünftiger Lehrkräfte für diversitätssensible Schulentwicklung - Gelingensbedingungen und Wirkungen von Service Learning als Kooperation zwischen Hochschule und Schulen in herausfordernden Lagen
Thielmann, Merle-Sophie
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Yendell, Oscar
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Derkau, Julia
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Dokumenttyp:
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Präsentation auf Konferenz
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Erscheinungsjahr:
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2025
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Veranstaltungstitel:
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GEBF-Tagung 2025, 12. Jahrestagung der Gesellschaft für Empirische Bildungsforschung „Bildung als Schlüssel für gesellschaftliche Herausforderungen: Interdisziplinäre Beiträge aus der Bildungsforschung"
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Veranstaltungsort:
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Mannheim, Germany
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Veranstaltungsdatum:
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27.-29.01.2025
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Verwandte URLs:
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Sprache der Veröffentlichung:
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Deutsch
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Einrichtung:
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Fakultät für Sozialwissenschaften > Unterrichtsqualität in heterogenen Kontexten (Karst 2023-)
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Fachgebiet:
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370 Erziehung, Schul- und Bildungswesen
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Abstract:
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Schulen in sozialräumlich deprivierter Lage stehen vor besonderen Herausforderungen aufgrund geringerer familiärer Ressourcen und Lernvoraussetzungen, die mit der Zusammensetzung der Schülerschaft assoziiert sind (van Ackeren et al., 2021). Die Weiterentwicklung schulischer Strukturen und Routinen zur Sicherung der Prozessqualität ist in diesen Schulen besonders relevant, um bestmögliche Lernergebnisse bei den Schüler:innen zu erzielen (Bremm et al., 2016). Entsprechend sind Lehrkräfte an diesen Schulen besonders gefragt, sich an Schulentwicklungsprozessen zu beteiligen. In der Lehrkräfteausbildung wird das Thema Schulentwicklung bislang jedoch kaum adressiert (Holtappels et al., 2021). Ein Konzept, das die Möglichkeit bietet, angehenden Lehrkräften theoretisches Wissen über Schulentwicklungsprozesse zu vermitteln und sie zugleich auf die besonderen Herausforderungen an Schulen in herausfordernden Lagen vorzubereiten, ist Service Learning (Derkau & Gerholz, 2023). Dieses Lehr-Lernformat ermöglicht eine enge Verknüpfung zwischen der Vermittlung theoretischer Inhalte und praktischem gesellschaftlichem Engagement (Bringle & Clayton, 2012). Das Engagement in realen schulischen Kontexten ermöglicht Studierenden Einblicke in die Schulentwicklungspraxis, sensibilisiert sie für gesellschaftliche Verantwortungsübernahme und stärkt ihre Selbstwirksamkeit (Derkau & Gerholz, 2023).
Der vorliegende Beitrag geht der Frage nach, wie Service Learning als Kooperation zwischen Schule, Hochschule und Studierenden unter Berücksichtigung knapper zeitlicher Ressourcen und häufiger personeller Wechsel an Schulen in herausfordernden Lagen gelingend gestaltet werden kann. Die Untersuchung fand im Rahmen eines Service Learning-Seminares statt, bei dem Lehramtsstudierende Kooperationsschulen der Initiative Schule Macht Stark durch die Visualisierung diversitätsbezogener Schulentwicklungsprozesse unterstützten. Als Datengrundlage dienen die Ergebnisse einer transdisziplinären Arbeitsphase zum Abschluss des Seminars, in der Lehrkräfte (N = 6), Universitätsmitarbeitende (N = 4) und Lehramtsstudierende (N = 13) der Frage nachgingen, welche Beiträge die unterschiedlichen Akteursgruppen zum Gelingen von Service Learning mit Schulen in herausfordernden Lagen leisten können. Die Notizen der Arbeitsphase wurden anschließend anhand eines deduktiv-induktiv gebildeten Kategoriensystem ausgewertet, das aus den Qualitätskriterien für Service Learning (Hochschulnetzwerk Bildung durch Verantwortung/Redaktionsgruppe Qualität, 2018; Kuckartz & Rädiker, 2014) sowie den Formulierungen der Teilnehmenden der Arbeitsphase gebildet wurde.
Als besonders bedeutsam für die gelingende Umsetzung von Service Learning-Konzepten wurde von den Diskussionsteilnehmer:innen die Organisation der Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten genannt. Dies beinhaltete das Ausloten und zur Verfügung stellen notwendiger Ressourcen auf Seiten der Schule und Hochschule und die Herstellung einer Passung zwischen unterschiedlichen Handlungslogiken, beispielsweise in der Zeitplanung und dem Informationsfluss. Zentral wurde die effektive Kommunikation zwischen den Beteiligten hervorgehoben (25% der Nennungen), insbesondere der persönliche Kontakt zu festen Ansprechpartner:innen, sowie eine Offenheit aller Beteiligten. Zudem wurde häufig der Bedarf nach einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit genannt (23% der Nennungen). Diese sollte von Respekt, Verständnis und Anerkennung für das Engagement aller Beteiligten geprägt sein. Als wichtig für diese partnerschaftliche Zusammenarbeit wurden eine gemeinsame Zielformulierung unter Berücksichtigung der Perspektiven der Schulen, der Anforderungen der Hochschule an das Lehrformat, der Abgleich von Erwartungen an das Format und eine Verlässlichkeit aller Partner bei der Umsetzung genannt. Seltener wurden freiwilliges Engagement der Studierenden (12%) sowie eine ausreichende organisatorische und fachliche Vorbereitung der Studierenden auf die Praxisphase (11%) genannt.
Die genannten Gelingensbedingungen spiegeln bereits etablierte Qualitätskriterien von Service Learning wider (Hofer & Derkau, 2020). Aspekte der Gestaltung des Praxisengagements und des Lehrformates traten jedoch in den Hintergrund, während gelingende Kommunikation und partnerschaftlichen Zusammenarbeit als zentrale Erfolgsfaktoren von Service Learning mit Schulen in sozialräumlich deprivierter Lage identifiziert wurden. Diese Befunde weisen darauf hin, dass eine Weiterentwicklung zeitlich begrenzter Service-Learning-Kooperationen hin zu längerfristigen Partnerschaften gewinnbringend sein könnte, die durch ihre Kontinuität das Verständnis für die gegenseitigen kommunikativen und organisatorischen Bedürfnisse sowie den Aufbau einer offenen, vertrauensvollen Kommunikation auf Basis persönlicher Kontakte fördern können (Hofer & Derkau, 2020). Die Ergebnisse werden daher vor dem Hintergrund diskutiert, wie das Potenzial langfristig angelegter Schulentwicklungsprojekte wie Schule Macht Stark oder des kommenden Startchancen-Programmes zur Etablierung erfolgreicher Service Learning-Konzepte in der Lehrkräftebildung genutzt werden kann.
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