Verständnis, Haltungen und Reformpräferenzen zur Altersvorsorge in Deutschland : gibt es einen Generationenkonflikt?


Aprea, Carmela ; Baginski, Ronja ; Schütz, Jana ; Übelmesser, Silke



URL: https://www.uni-mannheim.de/mife/forschung/vhalt/v...
Weitere URL: http://www.uni-mannheim.de/mife/forschung/vhalt/
Dokumenttyp: Arbeitspapier
Erscheinungsjahr: 2025
Ort der Veröffentlichung: Mannheim
Verlag: MIFE
Sprache der Veröffentlichung: Deutsch
Einrichtung: Fakultät für Betriebswirtschaftslehre > Wirtschaftspädagogik, Design and Evaluation instruktionaler Systeme (Aprea 2018-)
Fachgebiet: 330 Wirtschaft
Abstract: In Deutschland wie in anderen Industrienationen steht die Altersvorsorge vor tiefgreifenden Heraus- forderungen, die unter anderem durch den demografischen Wandel geprägt sind (OECD, 2023). Mit einer alternden Bevölkerung – resultierend aus einer steigenden Lebenserwartung bei gleichzeitig sin- kenden Geburtenraten – gerät vor allem die umlagefinanzierte Altersvorsorge zunehmend unter Druck, da die Zahl der Beitragszahlenden stetig abnimmt, während die Zahl der Beziehenden von Altersrenten steigt. Aber nicht nur der demografische Wandel, sondern auch andere ökonomische Entwicklungen wie die Höhe der Erwerbsbeteiligung oder die Produktivität spielen eine wichtige Rolle für die Funkti- onsfähigkeit des Altersvorsorgesystems. Zudem bergen die Zunahme und schnelle Folge von makro- ökonomischen Krisen oder die mit dem vermehrten Einsatz von Digitalisierung und künstlicher Intelli- genz möglicherweise einhergehenden Disruptionen auf dem Arbeitsmarkt weitere Gefahren für die langfristige Stabilität des Rentensystems (z.B. Bäcker & Kistler, 2024; Sachverständigenrat, 2023; Übel- messer et al., 2023). Die skizzierten Entwicklungen führen zu einem starken Reformdruck, wobei die entsprechenden Re- formmaßnahmen ein sehr hohes gesellschaftliches Konfliktpotenzial aufweisen, wie etwa die anhal- tenden Anfeindungen zeigen, denen sich die ehemalige Arbeitsministerin und Rentenreformerin der Monti-Regierung in Italien gegenübersieht (Fornero, 2018), ebenso wie die Massenproteste und Streiks angesichts der Rentenreform in Frankreich (Breeden, 2023) oder die verbalen Attacken, die Mitglieder des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung derzeit erfahren, wenn sie sich zu rentenreformpolitischen Themen äußern (ZDF, 2025). Solche Konflikte wirken sich nicht nur negativ auf die Akzeptanz von Rentenreformen aus, sondern können auch großen Schaden für den sozialen Frieden und den gesellschaftlichen Zusammenhalt anrichten. In umlagefinanzierten Systemen, die auf intergenerationaler Solidarität beruhen, liegt die Vermutung nahe, dass die Konfliktlinien auch entlang der Generationen verlaufen. In der medialen Debatte wird daher oft das Narrativ eines „Krieges der Generationen“ bemüht (z.B. James, 2016; Pantel, 2022), wenn es um Fragen der Alterssicherung geht, ohne dass dabei jedoch hinreichende empirische Evidenz dazu vorliegt, ob und inwieweit verschiedene Generationen wirklich anders über zentrale Fragen und As- pekte der Altersvorsorge denken. An dieser Stelle setzt unser Beitrag an, dem die Annahme zugrunde liegt, dass die Akzeptanz von rentenreformpolitischen Maßnahmen nicht nur bzw. nicht vorrangig da- von abhängt, wie Fachleute deren Eignung beurteilen, sondern auch und insbesondere, wie sie sich in den subjektiven Wahrnehmungen der Bevölkerung in Deutschland niederschlagen (z.B. Oggero et al., 2023). Dabei fokussieren wir insbesondere auf das Verständnis und die Haltungen sowie die Reform- präferenzen. Dementsprechend werden im Beitrag drei Forschungsfragen adressiert: (1) Welches Verständnis der Altersvorsorge in Deutschland haben Angehörige verschiedener Genera- tionen? (2) Welche Haltungen zur Altersvorsorge in Deutschland liegen bei Angehörigen verschiedener Gene- rationen vor? (3) Wie sind Reformpräferenzen zur Altersvorsorge in Deutschland bei Angehörigen verschiedener Ge- nerationen ausgeprägt? Bei allen drei Fragestellungen soll auch analysiert werden, ob es signifikante und substanzielle Unter- schiede zwischen den Generationen gibt. Die Untersuchung ist explorativ angelegt und zielt darauf ab, gegebenenfalls bestehende Konflikte zwischen den Generationen zu identifizieren, aber auch Gemein- samkeiten herauszuarbeiten, die als Grundlage für konsensfähige Reformansätze sowie für die Gestal- tung von Kommunikations- und Bildungsangeboten dienen können. Auf diese Weise soll die Untersu- chung Impulse für die gesellschaftspolitische Diskussion um die Zukunft einer stabilen und gerechten Altersvorsorge in Deutschland liefern. Der Beitrag ist wie folgt aufgebaut: Im nächsten Abschnitt gehen wir auf den konzeptuellen Hintergrund der Untersuchung ein. Wir legen zum einen dar, wie wir den Generationenbegriff verwenden und er- örtern zum anderen, was wir unter Verständnis, Haltungen und Reformpräferenzen verstehen. Dabei skizzieren wir auch rentenpolitische Diskussionslinien und stellen Bezüge zu vorliegenden empirischen Forschungsarbeiten her, soweit dies für den Nachvollzug der weiteren Ausführungen von Belang ist. Im Anschluss daran beschreiben wir, auf welche Daten wir zur Beantwortung der oben genannten For- schungsfragen zurückgreifen und welche Methodik bei der Untersuchung zum Einsatz gebracht wurde. Wir präsentieren sodann die Ergebnisse im Hinblick auf die drei Forschungsfragen, welche wir abschlie- ßend diskutieren. Hier thematisieren wir auch die Limitationen der Untersuchung und ziehen Schluss- folgerungen für die Sozial- und Bildungspolitik sowie für zukünftige Forschungsarbeiten.


SDG 1: Keine ArmutSDG 4: Hochwertige Bildung


Dieser Eintrag ist Teil der Universitätsbibliographie.




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